Was für ein Zufall: Am Samstag vor meiner Abreise nach Indien traf ich mich mit einer Freundin auf einen Abschieds-Cappuccino in einem meiner Lieblings-Cafés im Münchner Glockenbachviertel, der AROMA Kaffeebar in der Pestalozzistraße. Beim Bezahlen fiel mein Blick auf ein Poster mit Porträts von Menschen mit Sonnenbrillen vor einer wüstenähnlichen Bergkulisse, “SHADES OF LOVE – The Himalayan Eyewear Project”. Es ging um ein Projekt in Ladakh, der ersten Station meiner Indienreise, das der Besitzer der AROMA Kaffeebar vor einigen Jahren ins Leben gerufen hat. Jürgen Altmann sammelt Sonnenbrillen für die auf einer Höhe von 3.500 bis 5.000 Meter gelegenen Region im indischen Himalaya, in der viele Menschen aufgrund der permanenten, starken Sonneneinstrahlung unter Augenentzündungen und grauem Star leiden. Ich war sofort Feuer und Flamme und wollte mehr wissen über dieses spannende Projekt und erfahren, wie Jürgen Altmann auf diese Idee kam. Ich hatte Glück – er war vor Ort und nahm sich Zeit, mir im Hinterhof der AROMA Kaffeebar die Geschichte von “SHADES OF LOVE” zu erzählen.
Der Anfang: Sammelaktion in der AROMA Kaffeebar
Aufgefangen hat alles vor gut zehn Jahren. Jürgen hatte sich damals eine Auszeit genommen und ist durch Zufall in Ladakh gelandet, wo er in einem Hilfsprojekt für Kinder gearbeitet hat. Er hat sich – wie ich – sofort in dieses unbeschreibliche Fleckchen Erde und seine Menschen verliebt. Gleichzeitig stieß er auf die Problematik der zahlreichen Augenerkrankungen, die sich mit dem Tragen einer Sonnenbrille leicht verhindern lassen würden. Als er vor vier Jahren erneut Ladakh bereiste, begegneten ihm dieses Thema wieder. Zurück in München, startete er eine Sammelaktion im AROMA. Nach nur einer Woche hatte er mehr als 300 Sonnenbrillen zusammen, die er bei seinem nächsten Besuch in Ladakh eigenhändig verteilte – er hat sich ein Motorrad gekauft und ist mit den Sonnenbrillen im Gepäck in die entlegensten Dörfer gefahren.
Jürgen entschloss sich, ein größeres Projekt zu initiieren, die Idee zu “SHADES OF LOVE” war geboren. Inzwischen hat er mehrmals 120.000 Sonnenbrillen gesammelt und zum Großteil selber verteilt. Um so viele Menschen wie möglich zu erreichen, arbeitet er vor Ort mit dem “Tibetan Health Care Center” in Choglamsar, eine halbe Autostunde von Leh entfernt, zusammen. Die Schwesterorganisation des “Department of Health” in Dharamsala, eine Hilfsorganisation des Dalai Lama, ist nicht nur für die Logistik, das heißt für die Registrierung, Kontrolle und Verteilung zuständig, sondern auch für die Aufklärungsarbeit. Während Sonnenbrillen für uns selbstverständlich und mehr noch als Schutz ein Fashion-Statement sind, haben viele Menschen in Ladakh, vor allem in den entlegenen Regionen, noch nie im Leben eine Sonnenbrille gesehen und müssen erst von dem Nutzen überzeugt werden. Selbst in Leh trugen nur die wenigsten der Einheimischen eine Sonnenbrille. Einige der jungen Erwachsenen hatten gefakte Ray Bans auf der Nase, wohl mehr aus modischen Gründen als Coolness-Faktor. Während meines Treks im Markha Valley habe ich eine alte Dame mit einer stylischen Sonnenbrille gesehen, die so gar nicht zu ihrer traditionellen ladhakischen Kleidung passen wollte, ebenso eine Frau mittleren Alters in Old Leh auf dem Weg zum Königspalast. Ob die beiden wohl im Rahmen von “SHADES OF LOVE” zu ihren Sonnenbrillen gekommen waren?
Sonnenbrillen auch für Nepal
Das “Tibetan Health Care Center” führt regelmäßig mobile Augencamps mit Operationen in entlegenen Dörfern durch, im Zuge dessen werden die Brillen verteilt. Im September wird Jürgen wieder nach Ladakh reisen, um die weiteren Schritte der Zusammenarbeit zu besprechen. Sein nächstes Ziel: Ganz Ladakh abzudecken – dafür benötigt er etwa weitere 60.000 bis 70.000 Sonnenbrillen – und das Projekt auf den gesamten Himalaya auszudehnen, auch nach Nepal. Er war bereits in Mustang und steht in engem Kontakt mit der größten Augenklinik in Kathmandu, die jedes 20 bis 30 mobile Augencamps in den entlegenen Regionen des Landes durchführt und künftig ebenfalls Sonnenbrillen verteilen wird. Jürgen wird eng mit der Klinik zusammenarbeiten und sicherstellen, dass das Projekt auch in Nepal ein Erfolg wird.
In Deutschland arbeitet Jürgen mit verschiedenen Brillenherstellern und Optikern zusammen, die zum einen Brillen, die nicht mehr verkauft werden können, weil sie beispielsweise leichte Fehler am Gestell haben, zur Verfügung stellen, zum anderen die Brillen reinigen und den UV-Schutz prüfen. Jürgen legt sehr viel Wert darauf, dass nur einwandfreie Brillen mit höchstem Schutz ihren Weg nach Ladakh finden. In München arbeitet Jürgen mit dem Optiker Freudenhaus zusammen.
Sammelstelle in der AROMA Kaffeebar
Wer seine Sonnenbrille ohnehin ausmustern wollte, weil sie vielleicht nicht mehr dem “dernier cri” entspricht, aber noch gut in Schuss ist, kann sie in der AROMA Kaffeebar in der Pestalozzistraße in München abgeben. Für die Nicht-Münchner: Weitere Sammelstellen findet Ihr auf www.shadesoflove.org. Vielleicht findet Ihr dort demnächst auch ein Foto von Eurer Brille auf der Nase eines neuen Besitzers mit einem freundlichen “Jullay” aus Ladakh!
Ray-Ban Sonnenbrillen
13. Juli 2014 at 15:27finden wir eine sehr sehr gute Idee, wir werden prüfen ob wir euch nicht irgendwie unterstützen können 🙂
alexandra
17. Juli 2014 at 18:46das wäre toll! am besten direkt kontakt mit jürgen altmann von der AROMA kaffeebar aufnehmen, kontaktadresse gibt es auf http://www.shadesoflove.org!
Uschi Erlewein – Die Geschichtenspielerin
10. August 2014 at 13:41Was für eine gute Idee! Als ich vor 3 Jahren nach Ladakh reiste sammelte ich auch viele Sonnenbrillen und verschenkte sie. Es ist bitter nötig im starken Licht der Höhe die Augen zu schützen. Viele haben chronische Augenkrankheiten. Allerdings auch vom Rauch der offenen Kochstellen…
Ein Projekt, das unsere Unterstützung braucht!
alexandra
11. August 2014 at 19:21ich war auch sofort ganz begeistert von dem projekt, viele menschen dort haben noch bedarf an sonnenbrillen.