Blogparade „Die wichtigsten Info-Quellen für Reisende“

Und schon wieder eine Blogparade! Dieses Mal bei Weltreiseforum, einer wunderbaren Inspirationsquelle für Reisen an exotische Destinationen und alternative Lebensentwürfe. Oliver, der Kopf hinter dem Blog, möchte wissen, wie man heutzutage am besten für Reisen recherchiert und ob Reiseinformationen überhaupt nötig sind. Letzteres beantworte ich direkt einmal mit einem klaren Ja. Auch wenn ich meinen Hang für durchgeplante Reisen im Laufe der Jahre abgelegt habe, gibt es bestimmte Themen, zu denen ich mich im Vorfeld oder während einer Reise definitiv schlau mache.

First stop: Das World Wide Web

Wenn bei mir die Idee für eine Reise entsteht, führt mich mein Weg als allererstes in die großen Weiten des Internet, um eine zentrale Frage zu klären: Wann ist die beste Reisezeit? Während sich ein Besuch in München, Paris oder London vielleicht zu jeder Jahreszeit lohnt, sollte man in vielen Regionen der Welt schon einmal genauer hinschauen. Das gilt insbesondere für Fernziele, in denen es eine Regenzeit gibt, wie beispielsweise in Indien und Asien, meine bevorzugten Destinationen. Ich bin zwar nicht wasserscheu, kann mir jedoch Schöneres vorstellen, als dem Himmel tagelang beim Weinen zuzusehen und bei sintflutartigen Regenfällen und waschküchenartigen Temperaturen meinen Urlaubsort zu erkunden. Wobei das zuweilen auch einen besonderen Charme haben kann, wie ich diesen Sommer bei meinen Ausflügen nach Rishikesh und Shanghai erleben durfte. Aber das war selbstgewähltes Schicksal, genauso wie die Entscheidung, den Januar in Nepal zu verbringen, welcher dort bekanntermaßen der kälteste Monat des Jahres ist. Manchmal geht es zeitlich eben nicht anders und dann muss man sich zu behelfen wissen. Der Billigschirm aus Rishikesh hat mir auch in den Shanghaier Gewittern gute Dienste geleistest. Und die Yakwollwarenverkäufer in Thamel haben damals mit mir den Umsatz ihres Lebens gemacht.

Verkehrsmittel im Vorfeld online buchen – Willkommen bei Indian Railways!

Abgesehen von meinen Flug buche ich meistens nichts im Vorfeld. Außer, ich reise nach Indien und habe vor, den Zug zu nutzen. Wenn man nicht unbedingt Holzklasse reisen will, empfiehlt es sich, schon von zu Hause aus seine Tickets zu buchen. Vor allem, wenn man quer durch den Kontinent reisen will, wie es meine Freundin Tiina und ich bei unserer dreiwöchigen Indienreise im März und April gemacht haben. Als wir die Reise geplant haben, haben wir zunächst ganz klassisch und richtig altmodisch – „offline“ – eine große Indienkarte vor uns ausgebreitet und geschaut, wie weit die Orte, die wir besuchen wollten, ungefähr auseinander liegen und wie und welcher Reihenfolge man sie am besten ansteuert. Über ein indisches Buchungsportal haben wir uns dann über die Bahnverbindungen informiert und auch unsere Fahrkarten gekauft. Nach unzähligen Mails mit dem Customer Service, weil man seit neuestem als ausländischer Tourist eine Kopie seines Reisepasses einreichen muss und autorisiert werden muss. Das Festlegen unserer Reisedaten zwei Monate im Voraus hat uns zwar ein wenig in der Flexibilität eingeschränkt, aber wenn man nur drei Wochen Zeit hat, möchte man nicht unbedingt nochmal zwei Tage länger irgendwo bleiben, weil erst dann wieder Platz im Zug ist.

Auch im digitalen Zeitalter kann der Blick in eine altmodische Landkarte manchmal sehr sinnvoll sein.

Das ist natürlich anders, wenn man länger unterwegs ist. Dass ich bei meiner Abreise nach Ladakh diesen Juni nur mein Flugticket und eine grobe Vorstellung der nächsten siebeneinhalb Woche in der Tasche hatte, lag nicht nur daran, dass ich ziemlich Hals über Kopf aufgebrochen bin, sondern einfach auch spontan entscheiden wollte, wie lange ich wo bleiben möchte. Auch wenn ich wusste, dass wegen des Besuchs des Dalai Lama anlässlich des Kalachakra die Flüge von und nach Leh nicht nur schnell ausgebucht, sondern auch noch teurer waren als sonst. Ebenso die Hausboote in Kaschmir, da der Sommer dort die Hauptreisezeit ist und vollgestopft ist mit indischen Touristen, die der Hitze in Kalkutta, Delhi und Mumbai entfliehen. Aber das Schöne am Langzeitreisen ist ja, einmal nicht alles akribisch zu planen und sich einfach mal treiben zu lassen.

Bei Ajaz und seinem Vater, meinen Gastgebern auf der „Lily of Nageen“ in Srinagar, die mich ungefähr stündlich gefragt haben, was ich denn nun unternehmen möchte und ob ich denn schon wüsste, wie lange ich bleiben werde und wann ich nach Delhi weiterfliege, habe ich mit meinem Nicht-Entscheiden-Wollen ziemliches Unverständnis erzeugt. Die beiden konnten es gar nicht nachvollziehen, dass ich alles auf mich zukommen lassen wollte. Ich müsse das doch planen, alleine schon wegen der Flugpreise. Okay, ich habe etwas mehr für meinen Flug gezahlt, als ich mich erst zwei Tage vorher für meinen Weiterflug entschieden habe. Aber die Freiheit der spontanen Entscheidung war mir jede Rupie wert. Genau wie in Rishikesh, wo ich mich auch nicht genau festlegen wollte und ich schlussendlich im Zug zurück nach Delhi doch noch ohne Wartelisten-Tam-Tam einen Platz in der zweiten Klasse bekommen habe.

Online-Recherche versus dicke Wälzer im Rucksack

Bei meinen Recherchen nach praktischen Informationen dienen mir vor allem Seiten von Reise- und Tourenanbietern, Foren und andere Blogs als Quelle – eigentlich alles, wohin mich die große Suchmaschine mit „G“ leitet. Gelegentlich schaue ich auch in den Online-Angeboten der großen Reisebuchverlage vorbei, beispielsweise bei Lonely Planet. Ja der Lonely Planet, die Bibel der Rucksackreisenden. Jeder Backpacker wird sicherlich das ein oder andere zerfledderte Exemplar in seinem Schrank stehen haben. Apropos gedruckte Reiseführer, sind die denn nicht viel zu schwer für den Rucksack? Vor allem, wenn man mehrere Länder auf einer Reise besucht und theoretisch für jedes Land ein Nachschlagewerk dabei haben will? Ist es nicht viel bequemer, einen Reiseführer auf das E-Book zu laden? Oder braucht man im Online-Zeitalter, wo man alles ergoogeln kann, überhaupt noch so etwas wie ein Reiseführer?

Wie Oliver von Weltreiseforum bin ich ein großer Fan von gedruckten Reiseführern. In meinem Bücherregal gibt es inzwischen eine stattliche Sammlung, auch wenn ein Großteil von ihnen mit Sicherheit schon völlig veraltet ist. Nicht die schönen, bunten Hochglanzführer, die ich beispielsweise von Thailand, Sri Lanka und Nordindien besitze, und die für mich eher wie ein Bildband sind mit Wissenswertem zur Kultur und Sehenswürdigkeiten. Die durchblättere ich auch gerne im Vorfeld einer Reise, um mir einen ersten Eindruck zu verschaffen. Doch vor Ort haben sie sich eigentlich immer als äußerst unpraktisch erwiesen. Ich wollte während des Indien-Trips im Frühling nicht meinen fast 1.000 Seiten starken „Rough Guide to India“ mitschleppen und kaufte mir einen deutlich dünneren Führer speziell für Nordindien.

Wartezeiten kann man sich wunderbar mit Blättern im Reiseführer vertreiben.

Ich bestellte ihn über das Internet, anstatt ihn in einer Buchhandlung erst einmal zu durchblättern. Leider. Denn dann hätte ich sehr schnell festgestellt, dass genau das fehlt, was ich für das Individualreisen so wichtig finde: Detaillierte Stadtpläne, eine größere Auswahl an Adressen für Unterkünfte und Restaurants, wie man am besten mit öffentlichen Verkehrsmittel zur Sehenswürdigkeit A kommt, was sich gut mit der Sehenswürdigkeit B verbinden lässt und von welchem der drei Fernbusbahnhöfe der Bus nach C fährt. Zum Glück hatte Tiina einen Nordindien-Guide vom Stefan Loose Verlag dabei. Der war zwar von 2012 – ein Grund, weshalb ich mir meinen „Glossy Paper“-Führer aus schönem, dicken Papier gekauft habe, der war nämlich von 2014 – hat uns aber extrem wertvolle Dienste geleistet. Ohne ihn und seine detaillierten Straßenkarten wären wir mit Sicherheit bei unseren kilometerlangen Spaziergängen durch die verschiedenen Stadtviertel von Kalkutta verloren gegangen. Und wir hätten bei unserer Suche nach einem einigermaßen sauberen Restaurant in Amritsar aus der Not Butterkekse aus dem Supermarkt zu Abend gegessen.

Die besten Tipps kommen aus keinem Buch, sondern aus Gesprächen

Wenn ich auf Reisen bin, habe ich meinen Reiseführer immer in der Handtasche. Nicht nur für die praktischen Informationen wie „Wo ist der Taxistand?“ oder „Wie komme ich am besten vom Flughafen in die Stadt?“. Sondern auch, um in Ruhe nachzulesen, was ich gerade besichtigt habe. Die Geschichte hinter den Sehenswürdigkeiten. The „Making of“ sozusagen. Das mache in der Regel immer erst vor Ort, weil ich es so viel eindrücklicher und anschaulicher finde. Aber es geht auch ohne. Denn man kann ja auch andere Reisende fragen. Sowieso erhält man oftmals die besten Tipps von anderen, die beispielsweise schon einmal in einem bestimmten Restaurant waren, das vielleicht etwas versteckt ist und noch nicht den Weg in den Reiseführer gefunden hat.

Der Stadtplan in meinem Reiseführer hat mich perfekt durch die Altstadt von Shanghai geleitet.

Nutellapfannkuchen, Masala Chai und im Reiseführer schmökern, eine perfekte Kombination!

So hätte ich in Leh vielleicht nicht unbedingt den Weg in das Ja Khang Coffee House gefunden, wenn nicht eine Freundin einen Monat vorher Lama Chogyal kennengelernt hätte, der das Café im Sommer eröffnet hat, und mir gesagt hätte, ich solle unbedingt einmal dort vorbeischauen. Das Café liegt im zweiten Stock eines Geschäftshauses und fällt einem auf den ersten Blick nicht weiter auf. Ich wäre vielleicht nicht unbedingt hineingegangen. Bin ich aber. So habe ich nicht nur ein wunderbares Plätzchen zum Lesen gefunden, sondern auch einen sehr interessanten Menschen kennengelernt und mehr über die Arbeit seiner Stiftung, die Ladakh Heart Foundation, erfahren. Auch auf die “Lily of Nageen” bin ich durch einen anderen Backpacker gekommen, der wie ich wegen des stornierten Weiterflugs nach Srinagar wieder in Leh gestrandet war und den ich nach der Odysee am Flughafen in einem Café wiedergetroffen habe.

Überhaupt erfährt man die wirklich spannenden Sachen in Gesprächen mit anderen. Sei es mit anderen Reisenden oder mit Einheimischen. So erfuhr ich von dem Pärchen aus Kalkutta, mit denen ich mir in Srinagar das Hausboot auf dem Nageen Lake teilte, nicht nur, welche Sehenswürdigkeiten sich anzuschauen lohnen – ich hatte nämlich aus Platzspargründen ausnahmsweise keinen gesonderten Reiseführer für Kashmir dabei und auch nicht die Seiten aus meinem dicken Wälzer herausgerissen, weil ich eigentlich das Sonnendeck des Hausboots gar nicht verlassen wollte – sondern auch, wie man als junges Pärchen in einer Stadt wie Kalkutta lebt. Wie es ist, für eine indische Behörde zu arbeiten, wie es sich anfühlt, das erste Mal Schnee zu sehen, warum die Inder so gerne in die bergige Landschaft von Kashmir kommen, obwohl sie nicht gerne wandern. Ich könnte hier noch unzählige Beispiele auflisten.

Planung ja, aber sich treiben lassen ist auch schön!

Mein Fazit: Planung, Recherchen und Reiseführer sind gut und schön, Geschichten von anderen hören, spontan sein und sich treiben lassen jedoch oftmals noch besser! Ich werde auf meinen nächsten Reisen hundertprozentig wieder einen gedruckten Reiseführer im Gepäck haben und im Vorfeld und unterwegs meine Online-Recherchen betreiben. Genauso werde ich mich aber auch wieder ein gutes Stück treiben lassen, mich durch Gespräche inspirieren lassen, meine Augen und Ohren offen halten bei meinen Streifzügen, die mich oftmals auch auf kleine Pfade abseits der ausgelatschten Wege führen. Bei denen ich nicht nur kleine Juwele entdecke, die in keinem Reiseführer stehen, sondern auch immer wieder wunderbare Begegnungen habe, die ich nicht vergessen werde. So, jetzt bekomme ich doch wieder Fernweh, obwohl ich in meinem Beitrag zur „Fernweh“-Blogparade letzte Woche geschrieben habe, dass ich jetzt erst einmal für eine Weile zu Hause bleiben sollte …

7 comments

  1. Hi Alexandra,

    vielen Dank, dass du mit gemacht hast. Ich glaube, wir liegen da schon ziemlich auf der gleichen Linie. 🙂

    Viele schöne Reisen noch,
    Oli

  2. Hi Oli, ja, es geht doch nichts darüber, einen guten alten Reiseführer aus Papier in der Hand zu haben, obwohl ich sonst eigentlich ständig und immer online bin ;-). Dir ebenfalls auch weiterhin viele wunderbare Reisen und eine gute Zeit in Beijing! Alexandra

  3. Pingback: Weshalb ein Reiseführer noch immer unersetzbar ist | freistilchaot ~ Reiseblog

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